Der Mythos vom Übersetzer

Es gibt viele vorgefasste Auffassungen über den Übersetzer. Einige davon möchten wir an dieser Stelle aufklären. Wenn Ihnen noch etwas anderes zu diesem Thema einfällt, können Sie uns das gerne mitteilen!

  • Der Übersetzer spricht viele Sprachen.

„Ich bin Übersetzer.“
„Tatsächlich? Wie viele Sprachen sprechen Sie?“

Das ist häufig die erste Frage, die uns gestellt wird. Die Vorstellung, dass ein Übersetzer zwangsläufig mehrere Sprachen beherrscht, ist unzutreffend. Ein Übersetzer arbeitet meistens mit einem, manchmal mit zwei Sprachpaaren, doch nur selten mehr. Dabei geht das zu beherrschende Vokabular weit über die Alltagssprache hinaus. So schöpft beispielsweise ein erwachsener Deutscher durchschnittlich aus einem Sprachschatz von 4.000 bis 6.000 Wörtern – oder 6.000 bis 12.000 Wörtern, wenn er „gebildet“ ist. In einem technischen Bereich werden mehr als 20.000 Wörter verwendet. Ein Übersetzer muss diesen Fachjargon in seiner eigenen sowie in der Fremdsprache beherrschen. Da reichen zwei Sprachen ganz und gar aus, meinen Sie nicht?

  • Ich bin zweisprachig, ich kann übersetzen.

Diese Vorstellung ist ebenso weit verbreitet wie falsch. Es reicht bei Weitem nicht aus, eine Fremdsprache zu beherrschen, um als Übersetzer arbeiten zu können. Sie sind ja auch noch lange kein Schriftsteller, nur weil Sie schreiben können, und kein Gartengestalter, nur weil Sie mal den Rasen mähen. Das Gleiche gilt für das Übersetzen. Es handelt sich um einen eigenen Berufsstand, der eine spezielle Ausbildung, besondere Kompetenzen, bestimmte Techniken und ein Sprachniveau erfordert, das weit über die Anforderungen von Sprachtests wie TOEIC oder TOEFL hinausgeht. Weitere Voraussetzungen sind das perfekte Beherrschen der Muttersprache im Hinblick auf Rechtschreibung und Grammatik sowie ein umfassender Wortschatz und terminologische Kenntnisse des jeweiligen Fachgebiets.

  • Übersetzen ist ganz einfach: es reicht aus, ein Wort durch ein anderes zu ersetzen.

Wenn es so einfach wäre, würde es genügen, ein zweisprachiges Wörterbuch auswendig zu lernen, um Übersetzer zu werden. Darüber hinaus hätte die maschinelle Übersetzung in diesem Falle längst den menschlichen Übersetzer abgelöst. Doch selbst für äußerst kurze Texte eignet sich nur selten eine Wort-für-Wort-Übersetzung. Neben der Tatsache, dass der Kontext eine wichtige Rolle spielt, muss die Syntax der Texte berücksichtigt werden, da viele Sprachen eine völlig unterschiedliche Struktur haben. So befindet sich im Deutschen beispielsweise das Verb oft am Ende eines Satzes. Wird diese Syntax wortgetreu in eine andere Sprache übersetzt, ergibt das Ergebnis keinen Sinn!

  • Übersetzen ist das gleiche wie Dolmetschen.

Diese beiden Tätigkeiten werden oft verwechselt und der Begriff „Übersetzer“ wird völlig undifferenziert verwendet. Das gilt auch für die Medien, die uns beispielsweise berichten, dass ein Präsident seinen Amtskollegen aus dem einen oder anderen Land in Anwesenheit seines Übersetzers getroffen hat. Doch das stimmt nicht, der Politiker wurde von seinem Dolmetscher begleitet! Ein Übersetzer arbeitet mit einem Text und macht daraus eine schriftliche Übersetzung. Dolmetscher übertragen Gehörtes mündlich von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache. Auch wenn beide Berufe zweifellos mit Sprachen zu tun haben, sind sie doch sehr unterschiedlich in den erforderlichen Fähigkeiten.

– Der Dolmetscher muss sein Gehirn trainieren und äußerst reaktionsfähig sein, um sich ganze Sätze und spezielle Begriffe merken und sie augenblicklich übertragen zu können. Das erfordert eine hervorragende Konzentrationsfähigkeit und eine Begabung im zwischenmenschlichen Umgang.
– Der Übersetzer wiederum arbeitet oft allein und benötigt ausgezeichnete Schreibfertigkeiten. Selbst wenn er eine „dringende“ Übersetzung unter Zeitdruck erledigen muss, handelt es sich dabei noch nicht um eine Simultanübersetzung. Im Laufe seines Arbeitsalltags nutzt er die beherrschten Sprachen außerdem nur selten mündlich.

  • Übersetzungen sind nicht zeitaufwendig.

Natürlich hängt alles von der Komplexität des Textes ab, sowohl technisch als auch sprachlich. Doch da es bei Weitem nicht ausreicht, ein Wort nach dem anderen mithilfe eines Wörterbuchs zu ersetzen, benötigt die Übersetzung eines Textes eine gewisse Zeit, um den Kontext zu verstehen und sowohl den Inhalt als auch den Stil passend zu übertragen. Ein professioneller Übersetzer kann im Durchschnitt zwischen 2000 und 2500 Wörter pro Tag übersetzen.

  • Wer braucht schon noch Übersetzer, heutzutage sprechen doch alle Englisch!

Auch wenn Englisch die am meisten gelernte Sprache der Welt ist, so wird sie noch lange nicht von allen beherrscht! Bei der Anzahl der Muttersprachler liegt Englisch hinter Mandarin und Hindi an dritter Stelle. Die englische Sprache verdankt ihre Spitzenposition einzig der Anzahl der Personen, die sie lernen. Doch wie Sie zweifellos wissen, reicht es nicht aus, eine Sprache zu lernen oder zu „sprechen“, um sie auch lesen und den Sinn eines Textes vollständig verstehen zu können.

Der Anteil englischsprachiger Personen im Internet ist rückläufig und liegt mittlerweile bei unter 30 %. Außerdem haben Studien gezeigt, dass Internetnutzer Websites in ihrer Muttersprache bevorzugen, insbesondere wenn es darum geht, Produkte oder Dienstleistungen zu kaufen. Deshalb reicht es nicht aus, sich mit dem Englischen zufriedenzugeben!

Bei MYLANDRIS gilt: die Übersetzung ist unsere Berufung, Qualität unser Markenzeichen. Mit unserer Arbeit machen wir Ihre Arbeit leichter!